Nähen lernen: 10 Tipps für Nähanfänger

Was meinst du, wie viele Nähmaschinen dieses Jahr unterm Weihnachtsbaum lagen? Hast du vielleicht sogar selbst eine bekommen? Oder hast du beim letzten Supermarkt Besuch auch ein günstiges Modell gesehen und gleich mitgenommen?

Dann erst mal Glückwunsch!

Ich wette, du kannst es kaum erwarten, dass das Haus leer ist und du in aaaaller Ruhe dein neues Schätzchen auspacken und inspizieren kannst 🙂 Das ist so ein spannender und aufregender Moment. Ahh, wenn ich nur dran denke, bekomme ich schon Schmetterlinge im Bauch 😀

Falls das deine erste Nähmaschine ist, bist du vielleicht auch etwas ehrfürchtig.

10 Tipps um mit der Nähmaschine Nähen zu lernen

Hier habe ich 10 Tipps für dich, wie du deine Nähmaschine besser kennenlernst und Du NÄHEN lernen kannst.

Bedienungsanleitung lesen

#1Lies die Bedienungsanleitung

Jupp, ich weiß, klingt banal. Aber anstatt heute Emily in Paris zu schauen, schnapp dir die Bedienungsanleitung und lies sie so aufmerksam, als wäre sie der neuste Outlander Roman. In so einer Gebrauchsanweisung sind wirklich jeder Menge hilfreicher Information 😉 Und mal im Ernst, wer kennt die Maschine besser, als der Herstellen 🙂


durch Papier nähen

#2 Nähe durch Papier

Jaja, ich weiß, auch das klingt komisch, aber wenn du den Stoff durch Papier ersetzt und den Faden weglässt, bekommst du erst mal ein Gefühl für die Maschine, ohne dich gleich mit Fadenspannung herumschlagen zu müssen. Wie gut reagiert die Maschine auf das Pedal? Rennt sie dir davon? Oder musst du „mehr Gas geben“? Du kannst auch Linien und Muster auf das Blatt zeichnen und versuchen diese nachzunähen. Kannst du auch ein „Echo“ in Füßchen Breite nähen? Oder eine Spirale? Hier kannst du dir ein Beispiel Blatt zum Üben herunterladen. Wenn du Auto fahren lernst, reicht es ja auch nicht, wenn du die Verkehrsschilder kennst. Du musst das Auto auch führen können. Das Gleiche gilt, wenn du Nähen lernen möchtest 🙂


verschiedenfarbiges Garn

#3 Benutze verschiedene Farben für oberen und unteren Faden

Wenn du so weit bist und die Maschine mit Hilfe der Bedienungsanleitung (und wahrscheinlich YouTube 😉 ) einfädelst, dann nimm verschiedene Farben für den oberen und den unteren Faden. So erkennst du leichter, ob einer der Fäden auf die andere Seite gezogen wird und an der Fadenspannung etwas geändert werden sollte.

Tipp: Ein guter Merksatz, um sich die Fadenspannung zu merken:

The lower, the looser. The higher, the tighter.

Zu Deutsch: Je niedriger (die eingestellte Zahl), umso lockerer (ist die Fadenspannung). Je höher (die eingestellte Zahl), umso straffer (ist die Fadenspannung).


Baumwollte nähen

# 4 Nähe zuerst durch einen schlichten Baumwollstoff

Seide und Viskose (und eigentlich alles was irgendwie schimmert) sind natürlich superedel, aber leider, leider auch super flutschig. Keine Sorge, es wird der Tag kommen an denen auch diese Stoffe keine unüberwindbare Herausforderung für dich darstellen werden, aber für die ersten Nähversuche, mach dir das Leben nicht selbst schwer.

Dasselbe gilt für Jersey, vor allem einfachen Jersey. Jersey ist elastisch, du brauchst eine spezielle Nadel und einen elastischen Stich. Wenn die Nähmaschine nicht richtig auf den Stoff eingestellt ist, lässt sie Stiche aus und die Ränder vom Jersey rollen sich ein (was mich persönlich an den Rand des Wahnsinns treibt!).

Ich weiß, viele Nähanfänger vernähen lieber Jersey, weil er elastisch ist und dadurch viel verzeiht. Nur wird das dann oft übertrieben und der Stoff wird gedehnt, bis die Nähte heulen, weil man einfach nicht gelernt hat, wie so eine gut genähte Naht aussieht. Nimm dir also ein altes Bettlaken, mache dir ein paar handlich Stücke daraus und teste einfach mal aus was passiert, wenn du die Fadenspannung etwas erhöhst? Was passiert, wenn du sie runterschraubst? Wie sieht die Naht aus, wenn du die Nahtlänge erhöhst, verringerst? Wie sieht der Zick-Zack-Stich aus? Teste dich einfach mal durch.


Patchwork nähen

#5 Nähen lernen mit Patchwork-Kissen

Wenn du ein Gespür für deine Nähmaschine bekommen hast, möchtest du sicherlich auch endlich mal was „Richtiges” nähen. Nur was eignet sich da? Wenn du Nähen lernen möchtest, würde ich dir raten mit einem Patchwork Kissen anzufangen. Patchwork ist vor allem in den USA weit verbreitet. Dabei werden Stoffe in kleine Formen (z.B. Streifen, Quadrate, Dreiecke, etc.) zerschnitten und neu angeordnet zusammengenäht.  Dabei entstehen richtig tolle Designs und es gibt unzählige Patchwork Muster. Ein weiterer Vorteil ist, dass hauptsächlich Baumwollstoffe verarbeitet werden. Außerdem bietet es dir die Möglichkeit dich wirklich erstmal auf gerade Nähte zu konzentrieren und das präzise Einhalten der Nahtzugabe zu üben. Je genauer du arbeitest, umso genauer treffen auch die Nähte aufeinander, was (meistens) ein Zeichen von guter Qualität ist.


Stoffe kennenlernen Warenkunde

# 6 Lerne verschiedene Stoffe kennen

Nicht jeder Stoff ist für jedes Projekt geeignet. Du wirst kein luftig zartes Strandkleid aus dicker Gabardine nähen. Du wirst auch keinen schönen Wintermantel aus Chiffon nähen. Nur muss man erstmal wissen, was Gabardine und Chiffon eigentlich sind, welche Eigenschaften Sie haben, für welche Projekte sie geeignet sind. Vielleicht hast du Glück und es gibt in deiner Nähe eine Modeschule. Die bieten meistens auch Kurse in Warenkunde an. Dort bekommst du die Möglichkeit, viele, viele, ja wirklich viele verschiedene Stoffe anzusehen, anzufassen, zu knautschen, zu streicheln, ja einfach kennenzulernen. In diesen Kursen wird auch meist ein kleines Stoffproben-Heft angefertigt und die verschiedenen Eigenschaften notiert. Falls es keine Modeschule in deiner Nähe gibt, dann frage bei deinem Stoffhändler nach, ob er nicht so etwas organisieren möchte. Das wäre auch für ihn eine tolle Möglichkeiten neuen Kunden von seinen Stoffen zu überzeugen. Win-Win 😊

Falls das alles aber nicht in Frage kommt, kannst du immer noch fertige Swatch Bücher kaufen, z.B. Fabric for Fashion: The Swatch Book Revised Second Edition (*affiliate link). Der Nachteil ist, dass diese recht teuer sind und du niemanden hast, den du mit Fragen bombardieren kannst.

Wenn Englisch für dich kein Problem ist, dann schau dir auch unbedingt Claire Shaeffer’s Fabric Sewing Guide (*affiliate link) an. Das Buch wird nicht mehr herausgegeben, aber man kann online noch gebrauchte Bücher erwerben. Die Informationen in dem Buch sind fantastisch.


Werkzeuge nähen

# 7 Das richtige Werkzeug für den Job

Dieser Tipp ist eigentlich in jedem Bereich wichtig, aber im Nähen ganz besonders. Du brauchst das richtige Werkzeug. Das muss nicht unheeding eine mega teure Nähmaschine sein, aber scharfe, spitze Nadeln, ein (oder mehrere) scharfe Nahttrenner, eine scharfe Scherfe und ein gutes Maßband sollten es schon sein. Auch ein Rollschneider, Patchwork Lineal und Schneidematte machen das Zuschneiden von geraden Teilen, wie Manschetten oder Bänder viel, viel einfacher. Ein Tunnel ist mit einer Wendenadel schnell gedreht, ein unsichtbarer Reißverschluss mit dem passenden Fuß auch wirklich unsichtbar. Ich kann dir nicht sagen, was du alles brauchst, das hängt davon ab, was du nähen möchtest. Aber ich kann dir nur raten, dir das richtige Werkzeug für die Aufgabe zu besorgen. Du machst dir das Leben damit viiiiiel leichter.


Nähen lernen Bügeleisen

# 8 Lerne Bügeln

Bügeln ist und bleibt das A und O! Egal ob „nur” das Patchwork Kissen oder ein Abendkleid, wenn es nach was aussehen soll, dann musst du bügeln. Dazu gehört dann auch wieder das richtige Werkzeug, was das alles beinhaltet findest du in diesem Blogbeitrag.


Nähen lernen Schnittanpassung

# 9 Schnitte anpassen

Irgendwann kommt bestimmt der Augenblick, in dem du von Home Decor und Kindersachen aus Jersey zu Damen Oberbekleidung umsteigen möchtest. Wenn du das Ganze dann in Webware machen möchtest, dann kommst du nicht drumrum dich mi dem Thema Schnittanpassung auseinder zusetzen. Für deine ersten Teile empfehle ich dir Kleidung, die nicht allzu Körperbetont ist. Je enger das Teil, umso mer wirst du anpassen müssen. Das ist nicht unmöglich, aber um dein Selbstvertrauen aufzubauen, taste dich doch erst mal langsam an das Thema ran.  Z.B. kannst du die meisten Schnittmuster leicht in der Länge verändern und schon diese kleine Änderung wird einen deutlich besseren Sitz hervorrufen.

Schnittanpassungen sind gefürchtet und müssen gelernt und geübt werden. Aber sie sind nicht unmöglich und lohnen sich definitiv.  Auf meinem Blog stelle ich dir einige Schnittanpassung vor. Wenn du aber tiefer in die Materie eintauchen möchtest, dann schaue dir die Bücher Der große Fotoguide für die perfekte Passform (*affiliate link)und Fitting and Pattern Alteration (*affiliate link) an.


Nähen lernen Patchwork

# 10 Üben, üben, üben

So einfach. Wenn du Nähen lernen möchtest, dann übe das präzise zuschneiden, übe das richtige Bügeln, übe das Einhalten der richtigen Nahtzugabe, übe deine Schnittanpassung, übe jede Technik, die du verwenden möchtest. Wenn ich ein Paspelknopfloch mache, dann nahe ich erst mal 5 Stück auf einem Reststoff „warm zu werden”. Wie auch beim Autofahren: Der Führerschein bedeutet nicht, dass du Fahren kannst. Es bedeutet nur, dass du die Erlaubnis hast zu fahren. Um wirklich gut Fahren zu können bedarf es einiger Kilometer. Das gleiche gilt beim Nähen lernen 🙂

Und allem voran, sei stolz auf dich, wie weit du gekommen bist! ❤️

Welche Tipps haben dir am Anfang deiner Nähkarriere geholfen? Schreibe es mir in Kommentare.

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